Zugegeben, darum geht es meistens. Die eigenen Anteile an der Beziehung zu entdecken. Also meinen Anteil an dem, was in der Beziehung läuft, oder auch nicht. Das ist oftmals der längste, zeitintensivste und schmerzhafteste Prozess. Aber der wirksamste Teil, weil Sie sich dann aus der Spirale der Schuldzuweisungen befreien können. Dazu ein Beispiel aus unserer Praxis. Ein Paar, schon sehr lange zusammen, verharkt sich zunehmend in den täglichen Routinen. Es geht irgendwie nicht voran. Und da die Frau schon seit langer Zeit mit Selbsterfahrung unterwegs ist, deutet sie das für sich um. Nicht sie, sondern ihr Partner muss sich bewegen, weil sie ja schon so lange an sich arbeitet. Und damit sind wir dann mitten im Spiel.
Die eigenen Anteile sind nicht zu vernachlässigen
Die ersten Sitzungen verbringen wir immer wieder damit, die Vergangenheit etwas zu klären und gemeinsam zu schauen, was denn in der Gegenwart verändert werden kann. Zu schauen, was denn auf den Tisch muss und was bisher ausgeklammert wurde. Und irgendwann kommen beide zu einer weiteren Paarsitzung. Irgendwie entspannter als bei den letzten Sitzungen. Was war passiert? Eigentlich etwas ganz Banales – es gilt ein Familienfest zu organisieren. Viele Einladungen und es soll alles möglichst perfekt sein. Sie hatte sich schon einen Schlachtplan gemacht. Und während sie ihre ToDo-Listen anlegte und begann abzuarbeiten, fiel ihr etwas auf.
Dass sie das schon seit ihrer Kindheit kannte: Etwas perfekt machen zu wollen. Immer in der ersten Reihe stehen, wenn es um die Organisation für andere geht. Sich verausgaben. Danach erschöpft zu sein. Und eigentlich zu erwarten, dass die anderen mal etwas tun, sie loben, ihr etwas abnehmen. Aber nichts sagen. Immer der kleinen Möhre vor dem Gesicht nachzuhetzen, ohne sie letztlich zu bekommen. Ein Lebensmuster.
Das war für sie eine umwerfende Erkenntnis. Aha, so funktioniere ich also und jetzt hat dieses Muster schon wieder zugeschlagen. Und am Beispiel des Familienfestes hat sie es dann geschafft. Die Organisation abgegeben, die anderen um Hilfe gebeten und sich endlich zurückgelehnt. Entspannt. Und aus dieser Situation heraus auf ihre Partnerschaft geschaut. Wiederum viele dieser Muster erkannt und sich etwas zurück gezogen. Wiederum entspannt. Damit aus diesem entspannten Schauen etwas lebendiges Neues werden kann.