Ja, Sie haben richtig gelesen – wir können innerhalb unserer Partnerschaft auch mal eine Zumutung sein. Ich mute Dir zu, mit mir klar zu kommen. Genauso, wie ich eben bin, mit allen Ecken und Kanten. Und natürlich auch mit den schönen Anteilen. So etwas nennen wir dann authentische Partnerschaft. Keiner verbiegt sich vor dem anderen, weil man geliebt und gemocht werden will. Sondern – ich zeige mich. 360 Grad-Ansicht sozusagen. Wenn ich immer nur nachgiebig bin, immer nur freundlich – dann zeige ich maximal 50 Prozent von dem, was in mir so vorgeht. Was passiert mit dem Rest? Den verheimliche ich, schlucke ihn runter, mache eine Faust in der Tasche. Was über die Jahre einer Partnerschaft zu ziemlich viel Wut und Ungesagtem führen kann. Das tut dann mir und meiner Psyche nicht gut. Und auch meinem Partner nicht, weil er nicht alles, was in mir vorgeht, mitbekommt.
Seien Sie ruhig eine Zumutung!
Es geht darum, dass sich in längeren Partnerschaften jeder zeigen soll und darf. Eine Partnerschaft wächst und ist ein lebendiges Gebilde. Dazu gehören auch die wechselnden Stimmungen und Bedürfnisse über die Jahre hinweg. Auch die wollen gelebt werden. Ansonsten kleben Sie Rabattmarken in Ihr Heftchen. Das irgendwann mal voll ist und es zu einem Knall kommt. Meistens ein heftiger Knall zu einem nicht passenden Zeitpunkt. Um dem vorzubeugen, empfehlen wir unseren Paaren, sich immer wieder zu zeigen. Situationsadäquat. Und mit dem Partner in regelmäßigen Abständen darüber zu sprechen, was passt und – was nicht mehr passt. Weil wir Lebewesen uns immer wieder verändern. Manche Dinge nicht mehr tolerieren können und wollen und einfach andere Bedürfnisse entwickeln.
Jedoch – Zumutung zu sein bedeutet nicht, absolut egoistisch in einer Partnerschaft unterwegs zu sein. Sondern sich zu zeigen. Kompromisse zu finden, mit denen jeder leben kann. Der eine manchmal mehr, der andere weniger. Und umgekehrt. Das ergibt dann ein lebendiges Gesamtbild, in dem es beiden gut geht und sich beide gesehen fühlen. Als Mensch, als Partner.