Gerade bei Paaren, bei denen es kriselt (und irgendwie kommen nur die zu uns) hören wir sehr oft, dass einer der Partner den Satz sagt „Ich kann ohne Dich nicht leben“. Dass immer mehr Menschen regelrecht Angst vor dem Alleinsein haben, ist uns nicht neu. Aber diese symbiotische Aussage kommt uns in letzter Zeit immer mehr unter. Und vor allem dann, wenn eine Trennung ansteht, belastet diese Aussage sowohl die noch existente Beziehung als auch den anderen Partner umso stärker, weil er ja nicht „am Unglück des anderen“ Schuld sein will.
Niemand kann für einen anderen Verantwortung übernehmen. Schon gar nicht für dessen Gefühlsleben!
Der Satz hat Gültigkeit, wenn es sich beim anderen um einen erwachsenen Menschen handelt. Und niemand sollte sich durch die Unfähigkeit des Alleinseins seines Partners von einer Trennung abhalten lassen. Nur weil die Angst vor dem Alleinsein die Baustelle des anderen Partners ist. Die er zu lösen hat oder eben nicht.
Und ja, jede Trennung hat mit Enttäuschung zu tun, meistens bei beiden Partnern. Das ist der Preis, den jeder in dieser Situation bezahlt. Aber nur aus Angst vor einer Enttäuschung des anderen sich nicht zu trennen, wo es notwendig wäre, ist eine Verlängerung des eigenen Leidens.
Paarcoaching unter solchen Voraussetzungen ist eine gemeinsame Vergegenwärtigung, welche Anteile zu welchem Partner gehören. Paartherapie unter solchen Vorzeichen ist ein permanentes gemeinsames Sortieren, was in die Partnerschaft und was in die eigene persönliche Historie gehört und nicht in die Partnerschaft.
Die Arbeit in einem solchen Spannungsfeld ist wohltuend, weil eine neue gemeinsame Realität und Basis hergestellt wird – auf der es entweder besser weitergehen kann oder eine gute Trennung in gegenseitiger Achtung gelingt. Jeder der beiden Partner entwickelt sich auf jeden Fall weiter, weil er im Prozess immer mehr Klarheit über sich erhält.